Franzosen waren neugierig auf Pflegeberufe

Französische Schüler aus der Normandie waren wieder einmal im Chiemgau zu Gast

37 Schüler sowie insgesamt zehn Lehrkräfte und sonstige Begleitpersonen des Berufskollegs „Maison Familiale Rurale (MFR)“ in Saint Sauveur-Lendelin in der Normandie statteten dem Chiemgau einen Besuch ab. Zum einem nahmen sie die vor etlichen Jahren geknüpften Verbindungen mit dem Bildungszentrum für Gesundheitsberufe der Kliniken Südostbayern AG in Traunstein wieder auf, zum anderen ergriffen sie die Gelegenheit beim Schopf, die Schönheiten des Chiemgaus sowie der Städte München und Salzburg zu erkunden.

Gleich am Ankunftstag wurden die französischen Gäste im Brunnenhof des Traunsteiner Rathauses von Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer empfangen und von der Tourist-Info mit einer ganzen Reihe von Informationsmaterial ausgestattet.

Auf bayerischer Seite maßgeblich für die Betreuung verantwortlich waren wieder Martin Heigenhauser und Ernst Huber aus Surberg. Die Verbindung zwischen Surberg und der Normandie liegen weit zurück, als noch Abbé François Gardais und Marie-Françoise Hébert mit ihren Gruppen nach Surberg kamen. Einer von den Gruppen, nämlich Fabrice Seigneuerie, der als Schüler und später als Betreuer dabei war, hat die Verbindung zu den Surbergern nie abreißen lassen. Er arbeitet jetzt im MFR St. Sauveur.

Nach der langen Fahrt mit dem Bus, dem Empfang durch Oberbürgermeister Hümmer und einer Brauereibesichtigung im Hofbräuhaus Traunstein bezogen die Normannen Quartier im Labenbachhof bei Ruhpolding und ruhten sich von den Reisestrapazen aus.

Am nächsten Tag stand ein Besuch des Salzbergwerks in Berchtesgaden auf dem Programm. Von der Tiefe des Bergwerks ging es in die Höhe des Hochfelln. Mit dem Bus fuhren sie bis zu Steinbergalm, gingen von dort bis zur Mittelstation der Hochfellnseilbahn und fuhren mit ihr zum Hochfellngipfel. Am Abend trafen sie sich mit der Katholischen Landjugend Surberg zu einem Grillabend, bei dem auch Spezialitäten aus der Normandie gereicht wurden. Paralympics-Sieger Martin Braxenthaler aus Surberg zeigte einen Film über seine Erfolge, beantwortete Fragen und hatte eine seiner Goldmedaillen dabei. Am Lagerfeuer klang der Begegnungsabend bei Musik mit Ziach und Gitarre aus. Übersetzungsprogramme überbrückten die Sprachbarrieren. Zur Not half auch Dolmetscherin Christelle Jörgens-Barnard aus, die während des gesamten Aufenthalts eine unverzichtbare Hilfe darstellte.

Interessant war der Besuch der Berufsfachschule für Pflege im Bildungszentrum für Gesundheitsberufe. Schulleiter Wolfgang Raufeisen und Klassenleiterin Lisa-Marie Eisenberger hatten zusammen mit Auszubildenden ein buntes Programm zusammengestellt. An verschiedensten Pflegekompetenzstationen konnten die französischen Schüler spielerisch pflegerische Tätigkeiten ausprobieren wie Aromatherapie, Essen eingeben, Vitalwerte messen oder Handmassage vornehmen. Zum „Herunterkommen“ fuhren sie danach nach Salzburg, um die historische Innenstadt zu erkunden und anschließend das Red-Bull-Museum im „Hangar 7“ zu besichtigen.

Noch einmal wurde anderntags das Gelände es Bildungszentrums für Gesundheitsberufe aufgesucht. Ziel war diesmal die Fachakademie für Sozialpädagogik der Diakonie. Leiterin Dipl.-Päd. Barbara Väth und ihr Stellvertreter Pfarrer Michael Berger erklärten die Ausbildung und führten durch die Fachakademie. Auch hier mussten die französischen Gäste einige verzwickte und auch lustige Aufgaben bewältigen.

Ein großes Anliegen war es den Normannen, an der KZ-Gedenkstätte in Surtal in Anwesenheit von Friedbert Mühldorfer und Surbergs Bürgermeister Michael Wimmer eine Blumenschale abzustellen. Am 3. Mai 1945 wurden kurz vor Kriegsende – die US-Amerikaner marschierten gerade in Traunstein ein – an einem Waldrand nahe Surberg (Wüstenreit) 61 KZ-Häftlinge eines Todesmarsches aus dem KZ Flossenbürg von ihren SS-Wachmannschaften erschossen. Der KZ-Friedhof, auf dem die Häftlinge begraben sind, und die jüdische Gedenkstätte bei Surtal erinnern an das Massaker.

Dem Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus galt auch der Tag der Abreise. Bevor sie die Heimreise begannen, machten sie noch am KZ Dachau Station. Danach ging es nach München zum Schoppen, um zum Beispiel noch nicht erworbene bzw. fehlende Souvenirs für die Lieben daheim zu kaufen. Fast obligatorisch war der Besuch der Allianz-Arena.

Aus dem Chiemgau hatten sich die Franzosen bei Martin Heigenhauser verabschiedet und ihm und seinen Helfern für die großartige Unterstützung und Begleitung gedankt. Nicht möglich gewesen wäre die Reise ohne die finanzielle Unterstützung durch das Deutsch-Französische Jugendwerk OFAJ (Office franco-allemand pour la Jeunesse) sowie dem Ministère des Armées et de la Fondation Maginot, betonte Seigneurie. Heigenhauser sagte ihm zu, sich mit der Landjugend um eine Reise zum Gegenbesuch in der Normandie zu bemühen. 

(Pressebericht von Günter Buthke, 17. Mai 2023)

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Schüler, Lehrkräfte und Begleitpersonen des Berufskollegs „Maison Familiale Rurale (MFR)“ in Saint Sauveur-Lendelin in der Normandie begrüßte Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer (vorne 3. von rechts) im Brunnenhof des Rathauses. Rechts neben ihm der Verantwortliche bei den Franzosen, Fabrice Seigneurie, und der auf deutscher Seite Verantwortliche Martin Heigenhauser (ganz rechts). (Foto: Günter Buthke)