Ministerpräsident kommt zum Startschuss für Jubiläumsjahr

09. Januar 2025: Auftakt mit Festabend in der Klosterkirche: Traunstein feiert „650 Jahre Stadtrechte“

Mit einem so glanzvollen wie vielseitigen Festabend im Kulturforum Klosterkirche läutete die Stadt Traunstein am Dienstagabend den Auftakt zum Jubiläumsjahr „650 Jahre Stadtrechte“ ein. Neben rund 250 Ehrengästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur, von Behörden, der Geistlichkeit und zahlreichen Traunsteiner Vereinen und Organisationen kam auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zum Auftaktabend, den BR-Moderator Tom Meiler kurzweilig moderierte. Das Ensemble Chiemgau Brass und die Harfenistin Silke Aichhorn gestalteten den Abend musikalisch.

Nach der Einstimmung mit einem Filmtrailer steckte Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer den Rahmen für den festlichen Anlass ab. Auf den Tag genau vor 650 Jahren – im Jahr 1375 – habe Herzog Friedrich von Bayern eine Urkunde unterzeichnet, die Traunstein erstmals in zusammengefasster Form die Stadtrechte garantiert habe. Sie werde heute im Stadtarchiv aufbewahrt. Damit sei erstmals offiziell, juristisch und historisch gesichert das Stadtrecht dokumentiert.

Bierstadt, Saline, Bahnansachluss

Neben der Begründung des Stadtrechts verwies Hümmer auf drei weitere historische Daten, die den wirtschaftlichen Aufschwung und die Entwicklung Traunsteins besonders geprägt haben: der Startschuss für Traunstein als Bierstadt durch die Errichtung des herzoglichen Hofbräuhauses 1612 und die Begründung der Saline als frühneuzeitliche Industriesiedlung 1619 mit der Soleleitung von Bad Reichenhall als erste Pipeline der Welt.  Von beiden Maßnahmen von Herzog Maximilian hätten sowohl die Stadt wie auch der Hof als neue Einnahmequelle deutlich profitiert. Der dritte wegweisende Impuls, der Traunstein auch städtebaulich vorangebracht habe, sei 1860 der Anschluss der Stadt an die neue Bahnstrecke München – Salzburg unter der Regentschaft von König Maximilian II. gewesen.

Die Begründung von Traunstein als Hochschulstadt 2022 durch den Campus Chiemgau als „Jahrhundertchance“ verweise von der Gegenwart auf das Zukunftspotential der sich verjüngenden Stadt. „Ich bin überzeugt, Traunsteins beste Jahre haben gerade erst begonnen“, sagte der Rathauschef.

Enge Verbundenheit mit Bayerns Spitze

Die Förderzusage über 30 Millionen Euro für den Campus durch die Staatsregierung zeige dabei die Kontinuität in der engen Verbundenheit von Bayerns Spitze mit Traunstein von Herzog Maximilian bis Ministerpräsident Söder. Zugleich stellte Hümmer heraus, dass Traunstein als „Lebensgefühl und Herz des Chiemgaus“ ebenso ganz eng mit den Umlandgemeinden und der ganzen Region verbunden und durch diese geprägt sei. Als „Wohlfühlstadt für alle Generationen“ vermittle die Stadt „echte Nähe, Sicherheit und Geborgenheit“.

„Traunstein ist in Bayern ein Name“, sagte Ministerpräsident Markus Söder in seinem Grußwort. Das Salz habe die Stadt als „weißes Gold“ groß gemacht. Mit der Förderung des Campus Chiemgau setze die Staatsregierung heute darauf, „das Innovationsklima auch auf dem Land zu fördern“. Die Stadt habe ebenfalls große Persönlichkeiten wie Papst Benedikt XVI. und Ludwig Thoma hervorgebracht. Söder lobte das große ehrenamtliche Engagement der Traunsteiner bei der Gestaltung des Jubiläumsprogramms.

Vielfältige Charaktermerkmale

Die Kombination von Tradition, Fortschritt und Weltoffenheit präge das Land Bayern wie die Stadt. Hinzu kämen „Heimatverbundenheit, Bescheidenheit, Geselligkeit“, wie eine KI-Recherche in ChatGPT zu Traunstein ergeben habe, sagte Söder. Dass die Traunsteiner nicht zuletzt auch „ein bisserl eigensinnig und stur sowie hart, aber herzlich“ seien, beweise die Tatsache, dass ihm bei der Teilnahme am Georgiritt in den letzten Jahren regelmäßig „Förderzusagen entlockt“ worden seien.

Die historische Einordnung von Traunsteins Entwicklung zur Stadt nahm der Mittelalterexperte Dr. Johannes Lang, Stadtarchivar in Bad Reichenhall, in seinem Festvortrag vor. „Ein schriftliches Stadtrecht stand üblicherweise nicht am Anfang, sondern es markierte das Ende der Entwicklung zur Stadt.“ Anders als heute sei die Garantie von Sicherheit und wirtschaftlicher Entfaltung für die Bürger der Stadt mit einem engen Kanon von Regeln und Pflichten, etwa der Selbstverteidigungspflicht gegen Angreifer, verbunden gewesen.

„Ausgeprägtes Rechtsverständnis“ der Bürger

Lang sprach den Menschen von damals „ein ausgeprägteres Rechtsverständnis“ als in der Gegenwart zu. Mit einer wahren Gründungswelle von Städten im 13. und 14. Jahrhundert als Zentralorte hätten die Bayernherzöge die wirtschaftliche Entwicklung und den Aufstieg des Lands bis heute nachhaltig geprägt.

„Geschichte zum Anfassen“ wird im Jubiläumsjahr das Theaterstück „Richarda“ präsentieren. Einen ersten Eindruck davon gaben kurze Szenen, die das Fabriktheater unter der Leitung von Franz-Josef Fuchs am Festabend präsentierte. Hintergründe zu seinen Recherchen stellte Albert Rosenegger als Autor des Stücks im Gespräch mit Moderator Tom Meiler vor.

Multimedialer Bilderbogen der Stadtgeschichte

Im Anschluss begeisterten Schülerinnen und Schüler des Chiemgau-Gymnasiums die Ehrengäste mit einem multimedialen Bilderbogen durch die Stadtgeschichte bis in die Gegenwart, den sie im Rahmen eines P-Seminars erarbeitet hatten. Passend dazu beleuchteten Landrat Siegfried Walch und Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer im Gespräch mit Tom Meiler die heutige Funktion der Großen Kreisstadt für die Region, Entwicklungspotentiale und persönliche Erfahrungen mit Traunstein.

Beim Netzwerken und bei angeregten Gesprächen am reich gedeckten Buffet klang der Abend entspannt aus.

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.