Vom Stoffklumpen zum Mosaikstein der Geschichte

Stadt Traunstein hat Fahne der Veteranen aus dem Jahr 1837 restaurieren lassen und zeigt sie jetzt im Rathaus

Sie ist schon fast 200 Jahre alt. Anlässlich der Gründung ihres Vereins hatten die Veteranen sie 1837 anfertigen lassen. Versteckt und vergessen im Hinterzimmer hatte sich die Fahne der »beabschiedeten Soldaten der königlich-bayerischen Stadt Traunstein« im Laufe der Zeit in ihre Einzelteile aufgelöst. Jetzt ist sie wieder zusammengesetzt – und jeder kann sie anschauen: Nach einer Restaurierung zeigt die Stadt die Gründungsfahne der Veteranen nun dauerhaft in einer Glasvitrine im Rathaus. Anlässlich der Präsentation des guten, alten Stücks betonte Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer, dass die Fahne ein wertvoller Mosaikstein der Stadtgeschichte von Traunstein sei.

Das Fahnenbild, das vom Maler Georg Sollinger aus Traunstein stammt – für die Anfertigung erhielt er seinerzeit 22 Gulden – zeigt die Einweihung des von den Veteranen in Auftrag gegebenen Obelisken im heutigen Stadtpark am 15. Oktober 1837. Genau an diesem Tag erfolgte auch die Weihe der Fahne. Die Darstellung ist idealisiert, denn der im Zentrum stehende Generalfeldmarschall Carl Philipp Fürst von Wrede (1767–1838) wohnte den Feierlichkeiten sicher nicht bei.

Die Fahne besitzt eine herausragende historische Bedeutung über die Region hinaus. Im weiten Umkreis findet man kein vergleichbares Objekt. Und auch das Bayerische Armeemuseum in Ingolstadt, eines der größten militärhistorischen Museen Europas, hätte das gute, alte Stück aus Traunstein gerne in seine Sammlung aufgenommen. Die Stadt Traunstein jedoch gab die Fahne nicht aus der Hand. Sie entschied sich für eine Restaurierung – mit dem Ziel, die Fahne dann selbst auszustellen.

Entscheidend zu Hilfe kam das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. In mehreren Gesprächen suchte und fand man eine Lösung. Die Fahne wurde zu einem »beweglichen Denkmal« erklärt und in die Denkmalliste aufgenommen. Damit war die Voraussetzung für die Bereitstellung erheblicher Fördermittel geschaffen – womit dann auch der Stadtrat überzeugt war, der dann seinerseits die erforderlichen Finanzmittel aus Traunsteins Haushalt genehmigte. 2018 begann die Restaurierung der Fahnen in den Werkstätten des Landesamts für Denkmalpflege unter Hinzuziehung freiberuflicher Restauratorinnen. Aufwändig waren die Arbeiten – und aus diesem Grund nahmen sie auch einen längeren Zeitraum in Anspruch. 2022 gingen sie zu Ende.

Nicht nur vom Landesamt für Denkmalpflege, auch vom Förderverein Alt-Traunstein bekam die Stadt Unterstützung. So übernahm er die Kosten für die Vitrine, die für die Ausstellung der Fahne im Rathaus erforderlich ist. Von ihm waren 7600 Euro zu stemmen. Der Glaskasten kam schließlich in diesem Jahr ins Gebäude – und so erhielt die Fahne nun ihren angedachten Platz im alten Treppenhaus des Rathauses.

Stadtarchivar Franz Haselbeck berichtete, dass sich die Stadt mit der restaurierten Fahne am Tag des offenen Denkmals beteiligen werde. Das Motto für die Veranstaltung am Sonntag, 10. September, laute »Tallent Monument« und passe genau zu den zurückliegenden Arbeiten. So sei unglaublich viel Talent nötig gewesen, das gute, alte Stück zu restaurieren. Und die Fahne sei zweifellos ein Monument, das besondere Wertschätzung verdient. Hümmer meinte, dass der Standort der Fahne sehr gut sei. Sie schmücke das Treppenhaus, das durch das Exponat gewonnen habe. Der Oberbürgermeister brach eine Lanze für die Heimatpflege. Wichtig sei, sie »ernst zu nehmen«. In der Stadt sei viel Wandel zu verzeichnen. »Doch Wandel braucht auch Wurzeln«, so Hümmer.

Richard Kraft, der Vorsitzende des Fördervereins Alt-Traunstein, sprach von mehreren Projekten. So hat der Verein seinen Angaben zufolge nicht nur die Vitrine für die Ausstellung der Fahne bezahlt, sondern sich nun insbesondere auch zum Ziel gesetzt, den Obelisken, der auf dem Bild dargestellt ist, reinigen zu lassen. Der Auftrag ist laut Kraft erteilt, die Arbeiten werden im Sommer ausgeführt.

Paul Huber vom Landesamt für Denkmalpflege erinnerte an die aufwändige Restaurierung. Die Fahne sei ein »farbiger, dreckiger Stoffklumpen« gewesen, ehe die Arbeiten begannen. Unermüdlich in ihrem Engagement hätten die Restauratorinnen dann der Fahne viel von ihrem alten Glanz zurückgegeben. Als »Geschichtszeugnis« sei sie nun »in der Gedächtniskultur der Stadt Traunstein verankert«. pü

Kosten in Höhe von 40 000 Euro

 Die Restaurierung der Fahne hat insgesamt 40 000 Euro gekostet. Die Stadt finanziert 16 400 Euro aus Spenden, 23 600 Euro nimmt sie als Eigenanteil aus ihrer eigenen Kasse.

Die 40 000 Euro teilen sich auf in 10 000 Euro für die Vitrine und 30 000 Euro für die Restaurierung der Fahne.

»Dank der großzügigen Unterstützung des Landesamts für Denkmalpflege haben wir für die Restaurierung der Fahne viele Fördermittel erhalten«, berichtet Agnes Giesbrecht, Pressereferentin im Rathaus. Und 
sie listet auf: 2350 Euro Förderung durch die 
Regierung von Oberbayern, 2500 Euro Förderung durch das Landesamt für Denkmalpflege, 1395 Euro Förderung durch den Landkreis Traunstein.

Quelle: Gernot Pültz, Traunsteiner Tagblatt

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Viel von ihrer alten Schönheit bekam die Fahne zurück, die der Veteranenverein anlässlich seiner Gründung 1837 hatte erstellen lassen. Das restaurierte, gute, alte Stück, das nun dauerhaft im Rathaus ausgestellt ist, begutachteten auch (von links) Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer, Angelina Klassen, Textil-Restauratorin des Landesamts für Denkmalpflege, und Richard Kraft, der Vorsitzende des Fördervereins Alt-Traunstein. (Foto: Pültz)