Einsamkeit im Alter: Ein stilles Leiden

Seniorenbeirat Traunstein diskutiert Wege aus der Isolation

Die Sitzung des Seniorenbeirats Traunstein im Großen Saal des Rathauses hatte ein wichtiges Thema: Einsamkeit im Alter. Michael Maurer, Fachdienstleiter für Soziale Beratung bei der Caritas Traunstein, sprach in einem Impulsvortrag über eine Realität, die viele betrifft, aber nur selten offen angesprochen wird.

„Einsamkeit ist ein relevantes Thema“, betonte Maurer mit Nachdruck. Im Landkreis Traunstein leben rund 40.000 Menschen über 65 Jahre – und ein beachtlicher Teil von ihnen fühlt sich einsam. Nicht immer ist das offensichtlich, nicht immer sichtbar. Umso wichtiger war es, den Blick genau dorthin zu richten, wo sich oft eine stille Not verbirgt.

Maurer machte deutlich: Es sei besonders schwierig, die Angebote denjenigen nahe zu bringen, die sich wirklich einsam fühlen. Dabei gibt es sie, die Hilfen – zahlreich, vielseitig, liebevoll gestaltet. Ob Demenz- und Alltagshelfer, Tageszentren, Seniorencafés, Mittagstische oder Stammtische – viele Träger wie die Caritas, Stadtkirche, Diakonie, die Pfarreien und engagierte Seniorenbeauftragte arbeiten täglich daran, Wege aus der Einsamkeit zu ebnen.

Besonders die Alltagshelfer seien ein Segen, so Maurer: „Sie bekämpfen Einsamkeit. Sie unternehmen mit den Senioren Radtouren, Ausflüge an den Chiemsee oder einfach Spaziergänge.“ Oft braucht es keine großen Gesten. Manchmal genügt ein gemeinsames Mittagessen. „Was verbindet besser als Essen?“, fragte Maurer. „Lieber ein- bis zweimal pro Woche eine kleine Aktion wie ein Mittagessen unter Gleichgesinnten, als gar kein sozialer Kontakt.“

In der anschließenden Diskussion wurde klar: Es braucht Hilfe von außen. Von Nachbarn, Freunden, Bekannten. Menschen, die mit offenen Augen durchs Leben gehen und nicht wegsehen, wenn jemand sich zurückzieht.

Ingrid Buschold, Vorsitzende des Seniorenbeirats, führte eindrücklich auf, warum ältere Menschen einsam werden können: Depression, Altersarmut, Scham, Schüchternheit, Mobilitätsverlust, Hör- und Sehstörungen, der Verlust sozialer Kontakte – ein komplexes Geflecht aus Umständen, das oft in Isolation endet.

Um der Einsamkeit praktisch entgegenzuwirken, stellte Seniorenbeirat Horst Trüdinger eine Liste mit allen regionalen Angeboten zusammen. Diese soll nun flächendeckend verteilt werden – in Arztpraxen, Apotheken, bei Friseuren und in Supermärkten. Jeder Kontakt zählt. Jeder Hinweis kann der erste Schritt raus aus der Einsamkeit sein.

Eines wurde spürbar: Einsamkeit im Alter ist kein individuelles Versagen – es ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Und der Seniorenbeirat Traunstein stellt sich ihr mit Herz, Verstand und einer klaren Botschaft: Kein Mensch soll sich vergessen fühlen.