Große Aufgabenfülle zum Erhalt des sozialen Friedens
Soziale Arbeit wird in Traunstein großgeschrieben: Über 40 soziale Einrichtungen, Vereine und Verbände kümmern sich um das Wohlergehen der Bürger. Sie bieten Unterstützung im Alltag und bei Notlagen. Damit sich die Helfer besser vernetzen und die Aufgaben einzelner Einrichtungen besser kennenlernen können, gibt es den Runden Sozialen Tisch.
Unter der Leitung von Waltraud Wiesholler-Niederlöhner, der ehemaligen Dritten Bürgermeisterin der Stadt, trafen sich Vertreter der Traunsteiner Wohlfahrtsverbände und Sozialeinrichtungen jetzt zu einer Informationsveranstaltung über die Aufgaben des Jugend- und des Sozialamtes des Landkreises im Traunsteiner Rathaus. Waltraud Wiesholler-Niederlöhner betonte eingangs, wie wichtig es sei, dass möglichst viele Bürger aber auch professionelle Helfer über die unterschiedlichen sozialen Unterstützungsangebote Bescheid wüssten. Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer ergänzte, dass die Stadt mit den beiden Ämtern engen Kontakt pflege und mit ihnen wichtige Partner bei der Bewältigung einer Vielzahl von sozialen Aufgaben habe.
Jugendamtsleiter Johann Sickinger beleuchtete das sehr vielfältige Einsatzspektrum seiner Behörde mit 96 Mitarbeitern, dessen Ausgaben sich in diesem Jahr auf mehr als 28 Millionen Euro belaufen. Tendenz steigend. Der Amtsleiter unterscheide dabei drei große Bereiche. Erstens die Gewährung von Jugendhilfeleistungen nach genauer Fallprüfung im ambulanten, teilstationären und stationären Bereich. Darunter fallen etwa Leistungen für Tages- und Vollzeitpflege, die Übernahme von Beiträgen für Kindertagesstätten und Heimkosten sowie die Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche. Ein zweiter wichtiger Punkt betrifft den Bereich Beistandschaften, das heißt Unterhalts- und Sorgerechtsregelungen, Vaterschaftsfeststellungen sowie Beurkundungen und umfassende Beratungshilfen. Der dritte Bereich umfasst das Thema Vormund- und Pflegschaften, das heißt die vollständige oder nur teilweise gesetzliche Vertretung des Kindes, wenn die elterliche Sorge nicht oder nur teilweise ausgeübt werden kann.
Johann Sickinger gab dazu spannende Einblicke in die tägliche Praxis, Konflikte, Kosten und spezielle Fragestellungen. Etwa, was passiert mit den beiden Kindern einer Mutter aus der Ukraine, die an Krebs stirbt? Oder wie gestaltet sich die Kostenfrage, wenn alle fünf Kinder einer Familie, die in den Landkreis gezogen ist, im Heim untergebracht werden müssen, wenn ein Heimplatz rund 120.000 Euro im Jahr kostet?
Traunsteins Zweite Bürgermeisterin Burgi Mörtl-Körner wollte mehr über die Voraussetzungen zur Unterbringung von Kindern wissen. Johann Sickinger berichtete von einem „sehr breiten Spektrum“, das von Sucht, Verwahrlosung und Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu sexuellem Missbrauch und dem Tod eines Elternteils reiche.
Michael Sörgel von der Diakonie sprach Gesundheitsprobleme bei der Zuweisung schlecht renovierter Wohnungen an. Waltraud Wiesholler-Niederlöhner erkundigte sich nach möglichen Hürden durch die Bürokratie. Breiten Raum nahm auch die Diskussion über Voraussetzungen, Gründe und Folgen der Inobhutnahme ein sowie über Integrationserfolge durch die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Ausländer. Thematisiert wurde auch das Thema Vaterschaftsfeststellungen.
Die unterschiedlichen Aufgaben und Zuständigkeitsbereiche des Sachgebiets Soziales und Senioren mit 63 Mitarbeitern und Nettoausgaben von knapp 46 Millionen Euro stellte dessen Leiter Siegfried Ehgartner vor. Darunter fallen etwa die Freiwilligenagentur und die Bürgerhilfsstelle, BAföG und Meister-BAföG (4,2 Millionen Euro), Hilfen zum Lebensunterhalt, Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (2025: Ausgaben von 9,5 Millionen für 1.392 Personen), Bestattungskosten und Gesundheitshilfen, Wohngeld (fünf Millionen Euro für 2.035 Personen) oder die Förderung des sozialen Wohnungsbaus (12,5 Millionen Euro).
Umfangreichen Einsatz erfordern auch die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz mit Nettoausgaben von insgesamt 15,03 Millionen Euro (2024). So betreut das Amt derzeit 2.197 in sechs zentralen und 100 dezentralen Asylbewerberunterkünften untergebrachte Menschen. Für die Akquise und Betreuung der Unterkünfte wurden im vergangenen Jahr zehn Millionen Euro ausgegeben. Nicht zuletzt durch den hohen Anteil von Ukrainern ist die Zahl der Flüchtlinge im Landkreis vom Tiefstand 845 (2021) auf 2.535 (2024) angestiegen. Während die meisten Personen in Traunreut, Traunstein und Grassau untergebracht sind, gibt es in sechs Gemeinden keine Flüchtlingsunterkünfte.

Rege Diskussionen ergaben sich beim vergangenen Treffen des Runden Sozialen Tischs
im Traunsteiner Rathaus mit Vertretern von Sozial- und Wohlfahrtsorganisationen
zusammen mit den beiden Leitern des Jugend- und des Sozialamts des Landkreises,
Johann Sickinger und Siegfried Ehgartner. (Bild © Große Kreisstadt Traunstein)