Wort und Bild - ein ganz besonderes Paar
Die „Ausstellung“ findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Leseglück" statt.
Ein Schwerpunkt der Städtischen Kunstsammlung in Traunstein liegt auf Skizzen- und Künstlerbüchern. Vertreten sind darunter unter anderem Arbeiten aus den künstlerischen Nachlässen von Wilhelm Neufeld (1908-1995), Georg Huber (1910-1997) und Günther Schuhböck (1937-2002).
Wilhelm Neufeld
Für Wilhelm Neufeld, der mit dem renommierten Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig als Buchkünstler ausgezeichnet wurde, ist die Gestaltung von druckgrafischen Mappenwerken in der von ihm gegründeten Methusalem-Presse eine autonome Kunstform. Der Drucksatz der Texte steht ästhetisch gleichwertig neben den Bild-Holzschnitten, Wort und Bild zusammen erst ergeben als gleichberechtigte Partner das vollendete Kunstwerk. Zu sehen sind einige Beispiele von grafisch strengen und modernen Holzschnitten aus einem Mappenwerk zu vier Textfragmenten von Franz Kafka. Außerdem wird zum ersten Mal öffentlich Wilhelm Neufelds „Pfaffinger Stundenbuch“ präsentiert, eine Kladde mit privaten Notizen und weltanschaulichen Überlegungen, illustriert mit Kugelschreiber- und Filzstiftzeichnungen. Das „Pfaffinger Stundenbuch“ von 1980 ist – wie vieles im Werk von Wilhelm Neufeld – als Geschenk seiner Frau Lotte gewidmet und enthält neben Aphorismen auch höchst aufschlussreiche Äußerungen zu seinem Selbstverständnis als Künstler.
Georg Huber
Bescheidenheit war ein wesentlicher Charakterzug von Georg Huber, der jahrzehntelang als Kunsterzieher in Traunstein tätig war. Gleichzeitig verfolgte er stets mit großer Konsequenz das Erforschen und genaue Wahrnehmen der sichtbaren Wirklichkeit und die Möglichkeiten ihrer künstlerischen Umsetzung. In der Städtischen Kunstsammlung befinden sich von ihm über 30 kleine Schulhefte mit Landschaftsimpressionen, Architekturskizzen und Porträt- und Bewegungsstudien. Schriftliche Kommentare sucht man vergeblich, allenfalls die auf eine Seite gekritzelten Zugabfahrtszeiten, Umsteigebahnhöfe oder Listen mit Farbcharakterisierungen geben Auskunft über seine Malausflüge.
Die online-Präsentation zeigt Zeichnungen und Skizzen aus dem Frühwerk, darunter auch zwei frühe Selbstporträts. Die Zeichnungen, die im Lager der englischen Kriegsgefangenschaft entstanden sind, machen vor allem die Lethargie und Langeweile des Lageralltags spürbar. Das Zeichnen half Georg Huber nicht nur über die Eintönigkeit des Lagerlebens hinweg, sondern verschaffte ihm auch zusätzliche Essenrationen, die die Soldaten der Wachmannschaft für kleine Auftragsarbeiten eintauschten.
Günther Schuhböck
Die Skizzenbücher und Textnotate von Günther Schuhböck sind anschauliche Zeugnisse seiner rastlosen und exzessiven Schaffenskraft. Die rasch, treffsicher und souverän aufs Blatt gesetzten Zeichnungen nehmen pointiert und verdichtet zu den großen (und kleinen) Fragen des Lebens Stellung. Mit viel Humor, der sich manchmal an der Grenze zum Sarkasmus bewegt, fängt der Künstler mit wenigen Strichen absurde Szenen zwischen Mensch und Mensch, zwischen Mensch und Tier, zwischen Mensch und Umfeld ein. Dominiert bei den kleine Bildergeschichten erzählenden Zeichnungen der Humor und die Groteske, zeigen die Textnotate von Günther Schuhböck auch die verletzliche Seite und das Ringen mit der Kunst.
Ausstellungsprogramm im Jahr 2020
- Verschoben auf einen späteren Zeitpunkt | Heinrich Stichter: WORKS II. Bilder und Zeichnungen
Ausstellungsprogramm im Jahr 2021
-
Januar / Februar
Ausstellung: „Wort und Bild – ein ganz besonderes Paar.“ | Künstler- und Skizzenbücher von Wilhelm Neufeld, Georg Huber und Günther Schuhböck aus der städtischen Kunstsammlung -
März / April
Ausstellung „Auf der Schwelle“ | Melanie Siegel, Stefanie Hofer, Silke Witzsch | Malerei, Grafik, Video -
April / Mai
Ausstellung „Das Museum vergessener Wahrheiten“ | Inszenierung einer enzyklopädischen Eroberung der Geschichte, Forschung, Literatur, Kolonisation, Medizin und populärer Legenden. Künstler: Willee Regensburger, Ausstellungsgestaltung: Städtische Galerie -
Juli
Offene Jahresausstellung des Kunstvereins Traunstein; Thema: „Machtspiele“ -
August/ September
„Untertanen! – Bürgerinnen und Bürger!“ Leben in Traunstein zwischen Monarchie und Demokratie im Spiegel von Kunst und KulturRahmenprogramm:
- Theaterwerkstatt Traunstein: „Mutter“, frei nach „Das Leben meiner Mutter“ von Oskar Maria Graf
- Kochkurs „Ochsengurgeln und Trunkene Jungfern“. Kochen nach Rezepten aus der Jahrhundertwende
- Bettina Mittendorfer erzählt und liest aus Lena Christ: „Erinnerungen einer Überflüssigen“ -
Oktober
Gruppenausstellung von 6 Künstlerinnen „Andernorts“ | Malerei, Zeichnung, Objekte, InstallationAusstellung „Vom Antlitz zum Selfie“. Vergangenheit und Gegenwart im Dialog | Gegenüberstellung von zeitgenössischer Kunst mit historischen Exponaten aus der Sammlung des Stadtmuseums. (Ausstellungsort: Spielzeug- und Stadtmuseum)
-
November / Dezember
Fotoausstellung „Im Eis“ | Stefan HunsteinFotoausstellung „Luftbilder“ | Tom Hegen